Das beste Lagerverwaltungssystem

Das beste Lagerverwaltungssystem

Es gibt Fragen, die werden mir immer wieder gestellt. Zum Beispiel „Welches Lagerverwaltungssystem ist das Beste?“ oder auch „Ist System A oder System B das bessere Lagerverwaltungssystem?“. Meine Antwort ist eigentlich immer die gleiche: „Das kommt darauf an.“


Warum die Frage nach dem besten Lagerverwaltungssystem nicht so einfach beantwortet werden kann

Nehmen wir den Kauf eines neuen Autos mal als Beispiel. Es gibt viele Marken und Modelle – und jedes davon hat seine Berechtigung. Es kommt darauf an welche Bedürfnisse ich habe und was ich für die Anschaffung des Fahrzeugs ausgeben kann oder auch will. Für den einen ist ein 2-sitziger Supersportwagen das Maß der Dinge, für einen anderen ein möglichst günstiger fahrbarer Untersatz, um von A nach B zu kommen. Der eine schwört auf Elektromobilität, der andere kann damit nichts anfangen. Einer braucht viel Platz für die Familie, der andere ist maximal zu zweit unterwegs.

Ähnlich verhält sich das bei der Frage nach dem perfekten Lagerverwaltungssystem. „Es kommt darauf an.“ – und zwar auf die konkreten Bedürfnisse.


Unterschiedliche Branchenbedürfnisse

Waren sind unterschiedlich, das führt oft auch zu unterschiedlichen Anforderungen an Prozesse und Software. Im Lebensmittelbereich sind z.B. die Verwaltung von Mindesthaltbarkeitsdatum, Charge und die Nachverfolgbarkeit auf Basis dieser Daten von eminenter Bedeutung. Im Pharmabereich werden hohe Anforderungen an Prozesssicherheit und Validierung gestellt. In der Automobilproduktion genügt es oft nicht die Ware zeitgerecht zu liefern (Just in Time), zusätzlich müssen die Module in der richtigen Reihenfolge (Sequenzierung) in die Behältnisse geschlichtet werden (z.B. lackierte Stoßstangen in der Produktionsreihenfolge der Fahrzeuge). Vermutlich hat wohl jede Branche zumindest ihre kleineren Besonderheiten. Nicht jedes Lagerverwaltungssystem kann aber mit jeder Besonderheit umgehen.

Etwas herausstellen möchte ich in diesem Zusammenhang die Logistikdienstleister. Oft werden an einem Lagerstandort logistische Dienstleistungen für mehrere Kunden, oft auch aus komplett unterschiedlichen Branchen, erbracht. Sowohl die Lagerbereiche als auch die Ausführung der, oft differierenden, logistischen Prozesse sind zumeist nicht fix abgegrenzt. Ein gutes Lagerverwaltungssystem für Logistikdienstleister muss somit in der Lage sein, unterschiedliche Prozesse oder Prozessvarianten unter einem Dach abzubilden und optimiert zu steuern während Industrie und Handel in der Regel nur die Abläufe eines Unternehmens einer Branche berücksichtigen müssen und daher Lagerverwaltungssysteme mit einer sehr hohen Branchenspezifität nutzen können.


Drum prüfe wer sich ewig lange bindet …

In den letzten 20 Jahren habe ich mehrere Auswahlprozesse im Bereich Lageverwaltungssystem selbst durchgeführt oder als externer Berater begleitet. Systemvergleiche, bei denen eine lange Liste an Fragen bzw. Funktionen und z.B. auch kaufmännischer Rahmenbedingungen bewertet werden (die Anzahl der Vergleichspositionen kann leicht ins vierstellige gehen) sind natürlich aufwändig – machen sich aber in Hinblick auf die lange Nutzungsdauer des gewählten Systems und den potenziellen Auswirkungen einer falschen Wahl – in jedem Fall Sinn. Die Entscheidung für ein neues Lagerverwaltungssystem ist eine langfristige, oft sind diese Systeme mehr als 10 Jahre im Einsatz.


Die Basisfragen

In erster Linie geht es also darum, die eigenen Bedürfnisse, die eigenen Anforderungen an Ihr neues Lagerverwaltungssystem, zu erkennen. Fragen wie z.B.

  • „Was sind meine branchenspezifischen Spezialitäten?“,
  • „Welche Geschäftsprozesse muss mein Lagerverwaltungssystem abdecken“ oder
  • „Wie muss sich das Lagerverwaltungssystem in meine IT-Landschaft einfügen?“

sind wohl bei den ersten Fragen dabei, die Ihnen in den Sinn kommen werden. In diesem Blogbeitrag soll es aber nicht um den Auswahlprozess an sich gehen (dazu schreibe ich vielleicht in Zukunft mal etwas, falls Sie bis dahin dazu Fragen haben können Sie mich gerne kontaktieren), sondern ich möchte Ihnen ein paar Schlagworte auf den Weg geben die für ein gutes WMS relevant sein sollten.


Die Basis

Grundlage eines Lagerverwaltungssystems sind Daten, gespeichert in einer soliden Datenbank. Solide im Sinne von sicher gegen Datenverlust und in der Lage große Datenmengen zu speichern und optimal auszulesen. Neben dem sicheren Betrieb des Systems ermöglicht eine solche Datenbank vor allem auch die Durchführung komplexer Datenabfragen. Einerseits durch das System selbst, um mit leistungsfähigen Algorithmen Ihre Mitarbeiter möglichst aufwandsoptimiert durch die anfallenden Aufgaben zu führen, andererseits für die Nutzung der Daten, um z.B. Leistungskennzahlen abzuleiten.

Auch als wesentlich sehe ich ein rollenbasiertes Berechtigungsmodell an, zu übersetzen in „Wer darf was wo tun?“. Wenn ein solches Modell nicht unterstützt wird, kann jeder Benutzer des Systems alles. Etwas überspitzt formuliert ist das in etwa so als ob beim Online-Banking Ihrer Hausbank jeder Kontoinhaber auch von Ihrem Konto Geld überweisen kann. Keine großartige Vorstellung, oder? Als Lösungsansatz für Systeme ohne Berechtigungsmodell werden dann gerne mal Funktionen für alle Benutzer gesperrt. Projiziert auf das Bank-Beispiel könnte dann niemand mehr Überweisungen durchführen, nicht mal der Kontoinhaber. Irgendwie auch keine zufriedenstellende Lösung.


Das Umfeld

Ein Lagerverwaltungssystem steht selten allein. Auch vor- und nachgelagerte Systeme (ERP, TMS, Lagerautomatisierung, …) dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Können diese Systeme mit dem Lagerverwaltungssystem kommunizieren? Ist das Lagerverwaltungssystem in der Lage sich in mein bestehendes Umfeld einzufügen? Welche Schnittstellen werden benötigt, wie zeitkritisch sind die Übertragungen? Das sind Fragen die nicht nur die Geschäftsprozesse betreffen, sondern auch tief in die Technik gehen. Es kann z.B. Prozesse geben, die eine Systemkommunikation in Echtzeit erfordern, wenn dies in Systemen nicht vorgesehen ist (und von diesen Systemen gibt es nach wie vor viele) dann ist es zumindest schwer, manchmal auch unmöglich, diese tief in der Systemarchitektur liegende Funktion nachträglich zu ergänzen.


Der Umfang

Die Verwaltung eines einzigen Lagers ist einfacher als die Verwaltung eines Netzwerks von Lagerstandorten, wenn also letzteres eine Anforderung ist und eine Vernetzung der Standorte benötigt wird schränkt das die Menge an in Frage kommenden Systemen deutlich ein, im niedrigpreisigeren Segment wird man dann nicht mehr so leicht fündig. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass eine kluge und realistische Einschränkung des benötigten Leistungsumfangs zu einer größeren Auswahl an potenziellen Lagerverwaltungssystemen führt. Ich bin wieder bei meinem Auto-Vergleich. Ich kann Oberklasse-Limousinen fahren, selbst wenn ein günstiger Kleinwagen für mich ausreichen würde. Ich muss dann aber auch entsprechend mehr bezahlen.


Die Prozessvielfalt

Weiter oben haben wir uns schon dem Thema „Anforderungen und Bedürfnisse an das Lagerverwaltungssystem“ high-level gewidmet. Das geht kaskadierend immer mehr in die Tiefe. Der Bereich, in dem wohl am meisten ins Detail gegangen werden muss, ist die Frage der abzubildenden Prozesse. Von einem Kunden habe ich zum Start eines Projekts im Lagerumfeld einmal folgenden Satz gehört: „Es gibt nur einen Prozess.“

Wareneingang, Lagerung, Warenausgang sind die Basisprozesse eines Lagers. So weit kann man diese Aussage meines Kunden eigentlich nachvollziehen. Je mehr man aber ins Detail geht, umso vielfältiger werden die vermeintlich einheitlichen Prozessanforderungen. Muss ich die erhaltene Ware sortieren? Wird ein Teil der Ware nicht eingelagert, sondern direkt in den Warenausgang verbracht? Lagere ich Ware mit unterschiedlichen Anforderungen? Wie nutze ich das zur Verfügung stehende Lagervolumen optimal? Kann ich jeden auszuliefernden Auftrag auf die gleiche Art zusammenstellen oder bedürfen z.B. unterschiedliche Vertriebswege (B2B/B2C) unterschiedliche Prozesse, um kosteneffizient zu arbeiten? Müssen zusätzliche Leistungen (z.B. Umpacken, Etikettieren, …) erbracht werden, für welchen Teil der Ware und an welcher Stelle der Prozesskette kann dies sinnvollerweise erfolgen? Nur ein kurzer Auszug aus einer sehr langen Liste an Fragen, die Sie sich in diesem Zusammenhang stellen sollten.

Im Prinzip ist wohl jedes Lagerverwaltungssystem in der Lage jeden Kernprozess der Lagerlogistik in irgendeiner Form abzubilden. Das bedeutet aber nicht, dass diese jeweilige Form der Abbildung auch zu Ihren Anforderungen und Bedürfnissen passt. Der detaillierte Vergleich Ihrer ermittelten Anforderungen mit den Möglichkeiten der potenziellen Systeme ist die auf dem Weg zum, für Sie, bestgeeigneten System.


Fazit

Die Frage nach dem besten Lagerverwaltungssystem kann nur nach Kenntnis der jeweils gegebenen Rahmenbedingungen, Anforderungen und Bedürfnisse beantwortet werden. Je genauer Sie darüber Bescheid wissen, umso erfolgreicher werden Sie auf der Suche nach dem (für Sie) besten Lagerverwaltungssystem sein. Sei benötigen Hilfe auf Ihrer Suche nach dem besten Lagerverwaltungssystem? Kontaktieren Sie mich, gemeinsam finden wir die richtige Antwort! Meine Kontaktdetails finden Sie hier.

Sie wollen stets informiert bleiben? Kein Problem! Melden Sie sich für meinen kostenlosen Logistik-Newsletter an. Hier geht’s zur Anmeldung.

 



Veröffentlicht am 21. April 2021

Titelbild: Michael Manges

Für eine optimale Logistik.

Newsletter anmelden

Unternehmen

© 2024 Manges Consulting Services. All Rights Reserved.